Die schiachen Seiten des Menschen.
Wohin damit?

Jeder Mensch, wirklich jeder Mensch – Gutmensch und Bösmensch – trägt düstere und schiache Seiten in sich. Ob er diese will oder nicht. Auch du.
Für gewöhnlich bin ich mit meiner Sprache nicht so übergriffig wie eben, aber in diesem Fall bin ich mir 100%-ig sicher und ich denke diese Klarheit bringt uns individuell und als Gemeinschaft weiter. Gewissermaßen ist diese Eindeutigkeit aus meiner Sicht eine Chance für ein höheres Entwicklungslevel als Menschheit. Mehr dazu in der Folge.
Putin, Flüchtlinge und die Teuerung.
Für den Fall, dass man etwas besser machen möchte bringt es rein gar nix, sich mit Themen wie Putin, der Nato, der Regierung, der EU, Flüchtlingen, Konzernen, Teuerung, den blöden Nachbarn, dem gläsernen Menschen, umweltzerstörerischem Wirtschaften, der ignoranten Geschäftsführung, Verletzung der Menschenrechte, Diktaturen, Demokratien und vielem mehr auseinander zu setzten und darüber zu dialogisieren, wenn man nicht zeitgleich den Blick, das Gefühl und das Denken auf die eigenen hässlichen und zerstörerischen Seiten in sich selber richtet.
Die düstere und hässliche Seite in uns.
Die düsteren archaischen Seiten sind stark und werden mitunter immer stärker. Viele Menschen haben Angst vor diesen dunkeln Anteilen in sich selber. Aufgrund dieser Angst und Ablehnung beanspruchen diese Anteile enorme Energie und Ressourcen.
Die Angst und der Horror davor sind so wirksam, dass die Menschen gar nicht auf diese eigenen Teile blicken, weil in diesen die grausamen Möglichkeiten, zu denen die meisten Menschen in der Lage wären, wenn die Lebensumstände es hergeben würden, gespeichert sind. Wer wäre in einem faschistischen Regime kein Mitläufer, kein Denunziant? Ich bin mir da bei mir selber nicht sicher, obwohl ich mich jetzt eindeutig als liberal und pazifistisch einstufen würde. Was ist, wenn viele andere im Faschismus mitmachen und mein eigenes Leben dadurch gefährdet wäre? Ich bin mir nicht sicher, wie ich da dann wirklich reagieren würde. Ich habe Kinder und möchte, dass sie keinen Schaden tragen. Natürlich möchte ich selber auch nicht misshandelt werden.
Unser grundlegendes Handeln ist stets darauf ausgerichtet diese düsteren und hässlichen Seiten in uns zu unterdrücken und von uns abzuwenden. Das führt über viele Generationen dazu, dass wir keinen reflektierten, keinen akzeptierten und keinen routinierten Umgang damit lernen konnten und im Moment auch nicht verfügbar haben. Wenn die Routine fehlt, bricht es einfach so über uns herein und manchmal auch aus uns heraus, als wäre es etwas ganz Unerwartetes.
Die Büchse der Pandora für die Mutigen.
Ich habe beschlossen ob dieser Schwierigkeit trotzdem dranzubleiben, weil ich denke, dass in der Art des Umgangs mit diesem „Monster“, das oft ein ungeliebter Teil in uns ist, wahnsinniges Potential für leuchtende Energie, aufsteigende Kraft und unermessliche Liebe für das Leben, für sich selber und für unser Miteinander liegen.
Das sind alles Zutaten für eine Welt im Frieden und im Wohlstand für alle die das wollen.
So, nun begeben wir uns auf die Spur des Hässlichen in uns. Bist du dabei?
Hast du schon einmal versucht die schiache Seite in dir zu erkunden? Das ist irgendwie grad gar nicht üblich und irgendwie gar nicht salonfähig. Das höchste der Gefühle in diesem Bereich ist die Frage bei Bewerbungen: „Was sind deine Schwächen“. Da findet man dann so Sachen wie ungeduldig oder viel zu schnell. Die, wenn man lange genug drüber redet, eh auch wieder als Stärken gewertet werden.
Ein Mensch hat einmal gesagt: „Meine größte Angst ist es wahnsinnig zu werden.“ Wenn es um die größten und auch kleinen Ängste des Menschen geht, kommen wir der Sache schon ein bisschen näher.
Was ist deine größte Angst? Was sind deine kleinen Ängste?
Dann sind da noch das Gefühl und das Denken der Scham. Ich schäme mich für ….. – vielleicht magst du diesen Satz fortsetzen. Auch die Scham führt in vermeintliche Abgründe des Menschen. Hier stelle ich die Frage, führt sie in die Abgründe des Beschämenden oder des Beschämten?
Der Spiegel im Anderen.
Spätestens mit der Scham hält der andere Mensch Einzug. Am häufigsten erkennen wir die eigenen hässlichen Seiten im anderen Menschen. Beim anderen Menschen sehen wir die Lüge, die Verfehlung, die Unzulänglichkeit, die Intriganz, die Manipulation, die unrechtmäßige Bereicherung, die Zerstörung, die Ausbeutung, das Gestörte, den Mord, den Wahnsinn und die Sucht.
Der Riss. There is a little crack in everything, that’s how the light gets in. (Leonard Cohen)
Machen wir die Tür zu unseren Abgründen ein kleines Stück auf, so kommt Licht hinein. Wir können sehen was da ist. Wir können darin wandern und mit diesen abgestoßenen und unterdrückten Anteilen von Angesicht zu Angesicht in Kontakt treten. Was passiert in diesem Kontakt? Anerkennung, Respekt, Freude, Liebe zeigen sich und Frieden und Verbundenheit sind am Wachsen.
Und das Weichen der Angst.
Wohin damit?
Da lassen, wo sie sind – die hässlichen Seiten – und mit ihnen in Kontakt und in Kommunikation sein. Sie haben eine eindeutige Botschaft und sie sind Teil eines jeden Menschen. Wenn man sie aufrecht anblickt und mit ihnen aktiv in Kontakt tritt, wandelt sich der Schrecken vor ihnen in einen Quell der Erkenntnis und in weiterer Folge der Freude und der Stärke. Diese Kommunikation schafft Verbundenheit mit sich selber und mit dem Anderen. Das tut dem Menschen gut. Diese Erkenntniserfahrungen geben vor allem klare Orientierung bei Entscheidungen und beim Handeln zum Eigenwohl und zum Gemeinwohl gleichermaßen.
Drängen diese düsteren Gestalten einfach so, unreflektiert, nicht bei sich selber angebunden, nach außen können sie großen Schaden und großes Leid anrichten. Baut man eine Verbindungsstelle zu sich selber ein, kann die Wirkung im Außen eine kraftvolle und heilsame sein.
Es braucht nur ein bisschen Mut und vielleicht am Anfang eine kleine Begleitung oder Stütze von außen um diesen alternativen Weg zu gehen.
Fazit für mich ist: Ich möchte nicht von den hässlichen Umständen im Innen und schon gar nicht von jenen im Außen überrascht werden. Viele Dinge kann man schon jetzt sehen, bevor sie eingetreten sein werden. Sind es doch auch Wiederholungen, in denen wir uns befinden, die an der überlieferten Geschichte der letzten Jahrhunderte und Jahrtausende ablesbar sind.
Für mich geht es darum die Kompetenz und die Tatkraft zu entwickeln rechtzeitig die Weichen nachhaltig gesundend und vitalitätsfördernd zu stellen. Dafür stehe ich, dafür gehe ich, dafür engagiere ich mich mit all meinen Möglichkeiten. Natürlich immer am Weg seiend. Dafür muss ich mich nicht kasteien, einschränken oder verleugnen, sondern erhobenen Hauptes voran gehen und mit anderen, die selbiges wollen verbünden.
Willst du das auch?
Das Große beginnt im Kleinen und das Kleine wirkt im Großen.